Bei den meisten Innovationen handelt es sich um inkrementelle, allmähliche und kontinuierliche Verbesserungen der bestehenden Konzepte, Produkte, Methoden oder Dienstleistungen auf dem bestehenden Markt. Inkrementelle Innovationen sind nur ein wenig besser als die vorherige Version des Produkts oder der Dienstleistung. Produkte können kleiner, einfacher zu benutzen oder attraktiver gemacht werden, ohne die Kernfunktionalität des Produkts oder der Dienstleistung zu verändern, und Dienstleistungen können durch ständige Verbesserung effizienter gestaltet werden.
Obwohl die inkrementelle Innovation keine neuen Märkte schafft und oft keine radikal neue Technologie wirksam werden lässt, kann sie besser zahlende Kunden anziehen, weil sie das Kaufverhalten oder Feedback der Kunden berücksichtigt. Das Produkt oder die Dienstleistung kann auch für einen größeren, etablierten Markt attraktiv sein, wenn man in der Lage ist, dieselben Funktionalitäten und denselben Wert zu geringeren Kosten anzubieten.
TV-Geräte sind ein klassisches Beispiel für diese beiden Szenarien, da sie ständig verbessert werden und neue Modelle zur Verfügung stehen, während die Kernidee und die Komponenten größtenteils die gleichen bleiben. Der Mainstream-Kunde kann zum Beispiel einen 50 Zoll LED-Fernseher für nur ein paar hundert Euro haben, während die anspruchsvolleren Kunden leicht tausende Euro für einen 75 Zoll OLED-Fernseher ausgeben können.
Solange eine Veränderung einen Wert schafft und ein gewisses Neuheitselement enthält, kann sie als inkrementelle Innovation eingestuft werden. Daher kann man mit großer Sicherheit sagen, dass so ziemlich jede Organisation zumindest einige inkrementelle Innovationen vornimmt.
Im Vergleich zu radikalen oder disruptiven Innovationen erfordern inkrementelle Innovationen keine großen Technologiesprünge und haben in der Regel keinen großen Einfluss auf die Marktdynamik.
Andererseits sind inkrementelle Innovationen in der Regel viel schneller und einfacher zu implementieren als andere Arten von Innovationen, und es ist auch deutlich weniger Unsicherheit damit verbunden, was sie viel vorhersehbarer für die Organisation macht.
Eine einzelne inkrementelle Innovation ist in der Regel nicht allzu aufregend, weshalb inkrementelle Innovationen oft einen schlechten Ruf haben. Manche betrachten sie nicht einmal als "echte Innovation". Wenn man jedoch den Effekt kombiniert, jedes Jahr Hunderte oder Tausende dieser inkrementellen Veränderungen vorzunehmen, ist der Unterschied tiefgreifend.
Genauso wie das Zinseszinseinkommen bei Investitionen verstärken sich die Auswirkungen der inkrementellen Innovation, was im Laufe der Zeit zu einem enormen Leistungsunterschied führen kann. Und anders als im Bereich der persönlichen Finanzen, wo das anfängliche Kapital in der Regel recht klein ist, sind die meisten Unternehmen bereits in einer Größenordnung tätig, in der die Auswirkungen bereits in wenigen Monaten oder Jahren einen sinnvollen Beitrag leisten.
So ziemlich jede Organisation führt zumindest einige inkrementelle Innovationen durch. Nicht zu innovieren oder zu verbessern ist ein garantierter Weg, jeden Wettbewerbsvorteil zu verlieren, den das Unternehmen vielleicht hat. Die eigentliche Frage ist also nicht so sehr, ob inkrementelle Innovationen durchgeführt werden sollten, sondern vielmehr, wie viel Aufwand man betreibt, um sich auf inkrementelle Innovationen im Gegensatz zu den anderen Arten von Innovationen zu konzentrieren. Und bei dieser Entscheidung gibt es zwei Schlüsselkomponenten zu betrachten: Skalierung und Reife.
Wie bereits erwähnt, ist es umso sinnvoller, inkrementelle Innovation zu betreiben, je größer der Umfang der wirtschaftlichen Aktivitäten ist.
Nehmen wir ein Beispiel: das Unternehmen investiert eine Woche Arbeit in eine einfache Prozessinnovation, die täglich 5 Minuten Arbeit der Mitarbeiter automatisiert. Der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass jeder Mitarbeiter gleich bezahlt wird. Wenn 10 Mitarbeiter von dieser Verbesserung betroffen sind, amortisiert sich diese Investition in etwa 10 Wochen. Auch wenn das Ergebnis nicht spektakulär ist, könnte dies dennoch eine vernünftige Sache sein, wenn der Mitarbeiter, der die Innovation schafft, keine anderen Aufgaben hat, bei denen er mehr Wert schaffen könnte. Bei 1000 Mitarbeitern amortisiert sich die Investition jedoch schon in weniger als einem halben Tag. In diesem Fall ist die Investition eine absolute Selbstverständlichkeit. Je größer das Unternehmen ist, desto sinnvoller ist es, in inkrementelle Innovation zu investieren.
Bevor ein neues Produkt oder eine neue Dienstleistung auf dem Markt erfolgreich sein können, müssen zu bestehenden Produkten bzw. Dienstleistungen und dem dahinter stehenden Geschäftsmodell einige wesentliche Änderungen durchgeführt worden sein. Für neue Unternehmen wären inkrementelle Verbesserungen hier nicht unbedingt der beste Weg, da sie noch nicht erfolgreich sind und noch keine entscheidende Größe am Markt erreicht haben. Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass inkrementelle Änderungen für diese Unternehmen viel bewegen werden. Und selbst wenn dies der Fall sein sollte, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass sich das Produkt, die Dienstleistung oder das Geschäftsmodell in einer Weise ändert, die all diese inkrementellen Verbesserungen letztlich überflüssig machen könnte. Auf der anderen Seite, wenn alle großen Dinge richtig gemacht wurden, ist die inkrementelle Verbesserung einer der Hebel, an dem angesetzt werden kann, um die Wirkung weiter zu verstärken.
Inkrementelle Innovationen stehen für Verbesserungen in Form von z.B. Software-Updates bei Smartphones und PCs sowie bei geringfügigen Aktualisierungen in der Unterhaltungselektronik. Was jedoch für viele weniger offensichtlich sein mag, sind Verbesserungen, die Unternehmen intern vornehmen.
Große Dienstleistungsunternehmen haben oft unglaublich viele Support-Anfragen oder sogar Kundenbeschwerden. Hier ist es sicherlich sinnvoll, sich diese Anfragen und Beschwerden anzuschauen und zu versuchen, schrittweise Änderungen an Ihren Produkten und Dienstleistungen vorzunehmen. Somit können diese Beschwerden und Anfragen von vornherein proaktiv verhindert werden. Diese Art von Verbesserungen könnte von leichter verständlichen Anleitungen bis hin zu hochwertigeren Materialien und neu gestalteten Benutzeroberflächen reichen.
Ein beeindruckendes Beispiel liefert der europäische Flugzeugbauer Airbus. Mit der Entwicklung modernster 3D-Drucker kam einem Entwickler die Idee, kleine Verstrebungsteile in Airbus-Flugzeugen durch 3D-gedruckte Produkte zu ersetzen. Was anfänglich als Spinnerei belächelt wurde, hat sich inzwischen als inkrementelle Innovation für das Unternehmen durchgesetzt, da die im 3D-Druck hergestellten Teil nach bionischen Mustern hergestellt werden und um ein vielfaches widerstandsfähiger und belastbarer sind als klassische Metallgussteile. Des Weiteren sind sie leichter, materialsparender und kostengünstiger, was dazu führte, dass Airbus nun alle Kleinteile im Flugzeug darauf prüfen ließ, ob sie durch 3Dgedruckte Teile ersetzbar sind. Allein durch die Gewichtseinsparung werden die Flugzeuge leichter, kerosinsparender und damit kosteneffizienter.
Für eine Organisation, die viele informationsintensive Backoffice-Prozesse wie interne und externe Berichterstattung hat, würde die Automatisierung einiger der Prozesse erhebliche Zeitund Geldeinsparungen bringen. Diese freien Ressourcen würden so für die tatsächliche Wertschöpfung zur Verfügung stehen.
Mit dem Aufkommen der Roboter-Prozessautomatisierung (Robotic Process Automation, RPA) gibt es immer mehr Möglichkeiten, langwierige, zeitraubende Aufgaben zu eliminieren und gleichzeitig die Anzahl der durch menschliches Versagen verursachten Fehler zu reduzieren.
Für einen großen Hersteller oder Einzelhändler ist Abfall oft ein bedeutender und kostenintensiver Faktor. Wenn die Volumina hoch, aber die Gewinnspannen niedrig sind, können selbst kleine Änderungen der Abfallmenge in den Prozessen einen großen Einfluss auf das Endergebnis haben. Es gibt viele Optionen, die Unternehmen in diesem Bereich anwenden können. Beispielsweise können bessere Nachfrageprognosen und automatisierte Bestellsoftware für den Nachschub Unternehmen dabei helfen, Ausschuss und Überproduktion zu minimieren.
Darüber hinaus können Hersteller und Produzenten fehlerhafte Produkte als zweitklassige Artikel mit einem Preisnachlass verkaufen oder einige der Materialien recyceln.
Für ein B2B-Geschäft kann der Umsatz oft ein bedeutender Engpass sein. Daher würden selbst kleine Verbesserungen der Produktivität und Effektivität des Vertriebsmitarbeiters dazu beitragen, die Wachstumsrate des Unternehmens drastisch zu beschleunigen. Auch hier gibt es viele Hebel, an denen man ansetzen kann. Bessere Materialien, komfortablere Tools sowie kontinuierliche Schulungen und Benchmarking helfen in der Regel bei der Vertriebsproduktivität.
Die meisten inkrementellen Änderungen sind von Natur aus relativ schnell und einfach zu implementieren. Es gibt natürlich erhebliche Unterschiede beim Wert, den man mit den verschiedenen Änderungen schaffen kann. Daher ist es normalerweise besser, sich bei der Bewertung von Ideen für inkrementelle Innovationen auf die Wertsteigerung zu konzentrieren.
Ein guter erster Eindruck ist ein wesentlicher Faktor, um die Unterstützung der Organisation für die geplante Initiative zu erhalten. Wenn man in der Lage ist, schnell messbare positive Ergebnisse zu erzielen, fällt es leichter, sich zusätzliche Investitionen und die Unterstützung des Managements zu sichern. Braucht es andererseits zu lange, um sich zu orientieren oder messbare Ergebnisse zu erzielen, wird man zwangsläufig immer Skepsis und Kritik in der Organisation ernten.
Sobald der Anfang gemacht ist und die Unterstützung der Organisation für die Umsetzung der inkrementellen Innovation gewonnen wurde, besteht der nächste Schritt darin, die Arbeit zu systematisieren. Um dies zu erreichen, kann ein mittleres oder großes Unternehmen nicht nur einen einzigen zentralisierten Prozess für all diese Verbesserungen haben. Das wäre zu langsam und würde an sich schon zu einem Engpass führen. Daher muss jede Geschäftseinheit oder Abteilung letztendlich für ihre eigene inkrementelle Innovationsarbeit verantwortlich sein.
Dabei ist natürlich wichtig, Werkzeuge, Erfahrungen und bewährte Praktiken zwischen diesen Einheiten auszutauschen, um so schnell wie möglich zu lernen. Eine Reihe von inkrementellen Innovationen in verschiedenen Teilen derselben Organisation ist dabei von Vorteil. Es ist jedoch die Aufgabe der Innovationseinheit die Bedeutung dieser Arbeit zu vermitteln, andere dabei zu befähigen, besser zu werden, und sicherzustellen, dass Hürden und Hindernisse im Unternehmen abgebaut werden, damit inkrementelle Innovation zu einem Teil der täglichen Arbeit werden kann.
Und nicht zuletzt muss jede Organisation, die es mit Innovation ernst meint, sei sie eher inkrementell oder disruptiv, darauf ausgerichtet sein, das Tempo der Veränderungen ständig zu beschleunigen und voranzutreiben. Der Unterschied in der Verbesserungsrate zwischen einer Organisation, die wöchentlich oder sogar täglich innoviert, im Vergleich zu einer Organisation, die jährlich innoviert, ist enorm. Eine Beschleunigung bedeutet typischerweise Aktivitäten wie die Beseitigung von Engpässen innerhalb der Organisation, wie z.B. Ausund Weiterbildung, die Bereitstellung der richtigen Werkzeuge sowie die Entfernung unnötiger Bürokratie und Zwischenhändler aus den Prozessen. Im Wesentlichen geht es darum, den Innovationsprozess selbst mit inkrementellen Verbesserungen zu verändern!
Inkrementelle Innovation ist weder aufregend noch glamourös. In einer weniger schnelllebigen Branche könnte es für ein Unternehmen verlockend sein, einfach so weiter zu machen, wie bisher. Doch genau wie die bewusste Praxis der individuellen Verbesserung ist die inkrementelle Innovation die Art und Weise, wie eine Organisation jeden Tag ein wenig besser werden kann, solange dies sehr bewusst und konzentriert geschieht.
Das Praktische an inkrementeller Innovation ist, dass sie oft leicht zu verkaufen ist, weil man die Grundprinzipien des Produkts oder der Dienstleistung nicht erklären muss die Menschen sind bereits mit der Funktionsweise vertraut. Ein möglicher Nachteil ist, dass inkrementelle Innovationen nicht unbedingt einen großen Einfluss haben, weil sie oft nur ein klein wenig besser sind als das, was bereits auf dem Markt ist. Wenn man sich entscheidet in inkrementelle Innovation zu investieren, kann nach kurzer Zeit der Eindruck entstehen, dass keine wirklichen Fortschritte innerhalb des Unternehmens gemacht worden sind. Über einen längeren Zeitraum betrachtet sind die Unterschiede allerdings erheblich.
Es besteht auch die Gefahr, dass Produkte zu kompliziert und zu viele Funktionen hinzugefügt werden, für die niemand bezahlen will. Daher sollten man die Kunden, die nur eine einfache, kostengünstige Alternative zu Ihrem Produkt wollen, nicht ignorieren. Es sei denn, man entscheidet sich ausdrücklich dafür, ausschließlich das anspruchsvollere Kundensegment anzusprechen und nur Premium-Produkte anzubieten. Ein weiteres Risiko im Zusammenhang mit inkrementeller Innovation besteht darin, dass sich der Markt aufgrund von Umwälzungen irgendwann verändern kann (und wird). Wenn dies der Fall ist, wird es nicht ausreichen, sich nur auf inkrementelle Innovationen zu verlassen, um mit den Veränderungen Schritt zu halten. Daher ist es wichtig, neben der Verbesserung des Kerngeschäfts gleichzeitig nach neuen Wegen zur Wertschöpfung zu suchen, indem an neuen Geschäftsmodellen und an disruptiven Innovationen gearbeitet wird.
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